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Der Niedersachse. Sonntagsblatt für Stadt und Land zwischen Elbe, Weser und Aller

Vollständiger Reprint aller 1889/1890 erschienenen Ausgaben

Brandes, Wolfgang / Kröger, Heinrich / Struck, Arnulf (Hg.)

Die vorliegende Reprint-Ausgabe der Zeitschrift „Der Niedersachse“ stellt eine großartige editorische Leistung dar. Die Herausgeber haben nicht nur sämtliche Ausgaben der von August und Friedrich Freudenthal konzipierten (und zu beträchtlichen Teilen auch verfassten) und nur spärlich erhaltenen Zeitschrift aufwändig zusammengetragen, sondern auch an schadhaften Stellen den Text rekonstruiert.

Die Zeitschrift ist eine bedeutende Quelle über die Frühphase der niedersächsischen Heimatbewegung. Die thematische Bandbreite der Beiträge ist wirklich erstaunlich: Sie erstreckt sich von Volkskunde über Regional- und Lokalgeschichte, Informationen über Viehzucht bis zu Gesundheitsratschlägen; der Haushalt der Provinz Hannover wird vorgestellt; der Leser wird an Werke der Weltliteratur sowie an niederdeutsche Literatur des 16. Jh. herangeführt; über Expeditionen in Afrika und Auswandererarfahrungen in den USA wird berichtet. Kurz: Die inhaltliche Klammer erinnert in ihrer Breite und ihren thematischen Zusammenhängen fast an DE KENNUNG. Für den heutigen Leser auffällig ist der aufklärerische, bisweilen bewusst belehrende Charakter, der in analoger Weise auch Publikationen anderer Stoßrichtungen in der Zeit anhaftete. Wegweisend ist die hohe Achtung der plattdeutschen Sprache, die die Publikation durchgängig zeigt. So umfasst die nach damaligen Kriterien gehaltvolle Dichtung auch Plattdeutsches, das stilistisch und inhaltlich anspricht. Auch dass deutsche Juden als Deutsche angesprochen werden und dass man den in nationalistischen Kreisen gefeierten Carl Peters als „unpraktischsten aller Afrikareisenden“ darstellt, deutet auf eine für die fragliche Zeit aufrichtig liberale Haltung.

Eine hervorragende Orientierung bietet das Vorwort von Wolfgang Brandes, der die nun in einem Band vorliegende Zeitschrift einordnet in ihre Zeit und dabei die Ziele, Wege und Schwierigkeiten des Blattes im Kontext von aufkommenden Massenillustrierten und fortschreitender reichsweiter kultureller Vereinheitlichung unter preußischem Vorzeichen. Dass die Zeitschrift heutigen Heimatforschern und Volkskundlern kaum bekannt sein dürfte, liegt an ihrem Schicksal, das Brandes ebenfalls eindrücklich darstellt: Ohne Ankündigung und Absprache mit Redakteuren und Hauptautoren wurde die Zeitschrift, die erstmalig im Oktober 1889 im Verlag Mundschenk mit Sitz in Soltau und Uelzen erschienen war, im April des Folgejahres vom Verlag schon wieder eingestellt, nachdem die Zahl der Abonnenten hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Die Zeitschrift war dennoch stilbildend gewesen: Sechs Jahre später erschien bei Carl Schünemann in Bremen die Zeitschrift „Niedersachsen“ als Halbmonatsschrift, teilweise mit den gleichen Rubriken. Brandes vermutet – wohl zu Recht – dass der ausbleibende Erfolg der mäßigen Papierqualität und grafischen Gestaltung einerseits sowie dem Ausblenden potentieller großstädtischer Kunden, die in späteren Jahren zu wesentlichen Trägern der Heimatbewegung werden sollten, geschuldet ist. Dass der Verlag Munschenk anlässlich seines 150-jährigen Bestehens nun diese Neuausgabe finanziert hat, ist ihm hoch anzurechnen. Alle Beteilgten haben, auch durch die Ergänzung ursprünglich unvollständig abgedruckter Fortsetzungsgeschichten sowie durch umfangreiche Register, das Versprechen der Gründer Freudenthal und Mundschenk eingelöst, mit der Zeitschrift zugleich ein „Nachschlagebuch von bleibendem Werthe“ schaffen zu wollen.

ISBN 978-3-933802-33-0

Soltau: Mundschenk o.J., 288 S.

Kategorie: Böker
Bestellnummer: BO MUN 3462
Pries: 19,00 EUR  + Versand
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