"Opletzt blifft dat Woort." Nur das Wort und nichts sonst hatte der Autor je in der Hand. Was das bedeutet, kann man erst verstehen, wenn man in Willi Höfigs lyrisches Vermächtnis eintaucht — dem Wort ausgeliefert und mit ihm beschenkt, dem Wort, das uns durch die Kulturen und Zeitalter auf Leben und Tod zusammenbindet — zu einem Netz des Weltgedächtnisses, in dem Anfang und Ende aufgehen. Füer an de Kimming — Feuer am Horizont: Krieg? Untergehende Zivilisationen? Hoffnungszeichen der Zukunft?
Dieses Wort kommt zu Willi Höfig nur auf Niederdeutsch. Für ihn selbst unerklärlich, kann dieser universell enorm belesene Dichter sich nur in seiner plattdeutschen Muttersprache lyrisch äußern. Das tut er mit einer kompromisslosen Wucht und Tiefe, die das Plattdeutsche jenseits aller Zweifel sofort auf eine Ebene mit den wirkmächtigsten Literatursprachen stellt. Das niederdeutsche Wort ist Teil des großen Netzes aus Anfängen und Enden — dunkel, leuchtend, beklemmend, befreiend und jederzeit zutiefst wahrhaftig.
En Leesproov:
Angelina
Engel un Fru Angelina
Harrst ehr meist vergeten, un denn
Wesselt de Heven de Farv.
Flücht in den Wohld
Nu de Himmel in Flammen steiht
Hack di en Lock in de Esch
En Specht
Dien Hamern verraadt di.
Verkrup di ünner dat Feek
En Eemk
De Spieren bevert.
Klatter an’n Stamm in de Hööch
Katteker
Keen Help un keen Utflucht.
Angelina Engel un Fru
Stief steiht se daar sünner Leven un Blick
As dat Farwell ehr drapen harr
Daar blifft ehr Gesicht
Wasch di de Hannen in Flammen
Dörsichtig klaar un doch sünner Utflucht
De Heven kümmt up di dal
Un se sackt tosamen.
Luut bevert dat Woort dat ik seggt harr
Farwell
Wo blifft dat Swiegen nu af
Boomstill mutt dat wesen
Dat ik to Rand daarmit kaam
Dat is een van de Hypotheken wo du mit leven mußt
See een de mien Fründ weer
Ok ünner de Eer nu, daar hett he good raden
Füer op dien Scheed Angelina
Op dien Haar op dien Oog dien Gesicht
Füer in mien Hart Angelina
De Hänn de mi heelt harrn verglöst un verbrennt
Engel un Fru
Füer in dien Spoor Angelina
As ik achter di antapp Tweedüster un Nacht
Un kann keen Morgen mehr warrn.
Wi blievt alleen de een as de anner
Wat us tohoop smeten harr drifft us nu ut’neen
Elkeen in sien Schell van iesige Flamm’
Un daar is keen Tiet.
Herr help us all Vertruen un Leevde to finnen
Mang Roofdeert un Folter
En licht un en warm Farewell
ISBN 978-3-9819019-1-7
Trappenkamp: Verlag Marless 2018, 108 S.
108 Sieden, Pries: 12,- Euro