Hans-Hermann Briese hat wieder eine kleine Kostbarkeit aufbereitet: Wie schon öfter in früherer Zeit hat er sich wieder mit der bildenden Kunst verbündet und mit Melanie Krickhuhn eine seine eigenen Gedichte interpretierende Könnerin 'aufgerissen'! Jedes der zehn pieces erfährt eine bildliche Interpretation, wobei das Bild des aus dem Körper des Mensch-Baumes herausgewehten geflügelten Herzens zugleich Titelbild und Illustration zum titelgebenden Gedicht ist: 'Levensstörm'! Es sind Gedichte eines 'Lebensbilanzierers', eines, der zurückschaut auf Ge- oder Misslungenes, besonders im Beziehungsfeld von Menschen und Mensch. Und da ist eben mal die Käfigtür geöffnet oder das Bild der Freiheit nur noch Illusion auf der Wand des Selbstgefängnisses. Es ist immer das 'Ich' unterwegs in der Welt: Im Ruderboot, unter dem Schirm im Regen der Einsamkeit, in der Gemütlichkeit des häulichen Lebens, bedroht vom schussbereiten Revolver, im Bett der königskindlichen Beziehungen oder beim Blick in den Spiegel. Auch eine Replik des marinierten Daseins, ein Irrgarten minotaurischer Dimension und zwei von Beziehung und Leben losgekettete Hände, vormals von einem Herzschloss zusammengehalten, fliegen vorbei. 'Es geht ein Wind' ... Und das Herz weht auf der Rückseite des Heftes davon.
Überall eine steife Brise, überall fast richtig stürmische Luft. Und vieles verweht, vertan. Wie der Sturm eben so arbeitet und wie er was nachlässt: abgeknickt und zersplittert, abgedeckt und plattgedrückt. Auch bei einem, der einen festen Stand sucht oder behalten möchte, ist nichts garantiert. Harr ik man! ruft sich oft hinteran. Ein melancholisches Heft, in dem man die einzelnen Gedichte schmecken, die Bilder hören muss. Jedes Wort mehr ist von Übel! (Rezension von Dirk Römmer aus: Quickborn 108 / 2018, Heft 1, S. 47 - mit fründliche Genehmigung)
ISBN 978-3-934835-33-7
Emden: Diesel Verlag 2017, 20 S. unnummeriert
