„Op dat Leven!“ („Auf das Leben!“) war in diesem Jahr (2022) das Thema des 34. plattdeutschen Schreibwettbewerbs „Vertell doch mal“ von NDR, Radio Bremen und dem Hamburger Ohnsorg-Theater. Seit zwei Jahren bestimmte die Corona-Pandemie den beruflichen und privaten Alltag. Was passte da besser, als zu sagen „Jetzt erst recht!“ und darum das Leben zu feiern?!
Mitmachen lohnte sich: Auf die sieben Gewinnerinnen und Gewinner warteten Preisgelder von mehr als 5000 Euro. Zudem wurden die 26 besten Geschichten am 19. Juni 2022 im Rahmen einer großen Abschlussveranstaltung im Hamburger Ohnsorg-Theater vorgestellt. Und auch in diesem Jahr gab es den „Ü 18“ Preis („Ü“ wie Platt „ünner“, also „unter“).
Das sind die fünf Siegerinnen und Sieger:
Erster Preis für Wolfgang Krischke aus Hamburg für „Doden Winkel” (Thema: Der Tod kommt zu Besuch).
Wolfgang Krischke ist zum ersten Mal mit einer Geschichte im „Vertell doch mal!“-Buch Buch vertreten. Der 63-jährige Journalist aus Hamburg ist beruflich breit aufgestellt. Seinen Schwerpunkt sieht der Wissenschaftskommunikator aber in der Beratung von Universitäten zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Literarisch hat sich der Linguist nun auch auf Plattdeutsch betätigt. Als Ausgleich zur Schreibtischtätigkeit liebt er es, Fahrrad zu fahren, zu wandern und zu tanzen.
Gelesen wurde die Geschichte auf der Matinée von Ohnsorg-Schauspieler Robert Eder.
Zweiter Preis für Heiko Thomsen aus Hamburg für „Wi mööt hier rut!” (Thema: Quarantäne aus der Sicht eines Coronavirus).
Heiko Thomsen ist zum zweiten Mal im Buch. Der 55-jährige Lehrer aus Hamburg schreibt auf Hoch- und Plattdeutsch. Dabei entstehen sowohl literarische Texte als auch Aufsätze, die er in verschiedenen Jahrbüchern und Anthologien veröffentlicht. Zusammen mit dem Autor Ulrich Klappstein hat er einen Sammelband über den Schriftsteller Arno Schmidt herausgegeben. Daneben ist er Redakteur der Zeitschrift „Quickborn”. Seit 2021 ist der leidenschaftliche Fahrradfahrer auch Vorstandsmitglied der „Klaus-Groth- Gesellschaft” in Heide.
Gelesen wurde die Geschichte von Santiano-Sänger Axel Stosberg.
Dritter Preis für Holger Wittschen aus Weyhe in Niedersachsen für „Levenswunner” (Thema: Der Junge Theo muss alle zwei Tage zur Dialyse. An seinem Geburtstag ist eine Spenderniere für ihn gefunden worden).
Von Beruf ist der 57-jährige Holger Wittschen aus Weyhe bei Bremen Leitender Examinierter Krankenpfleger. In seiner Freizeit verfasst der Vater von zwei erwachsenen Kindern Kurzgeschichten und Songtexte. Seit 2012 ist er Mitglied beim Bremer Krimi-Stammtisch. Verschiedene seiner hochdeutschen Geschichten sind in unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht worden. Und mit einem plattdeutschen Text hatte er 2019 mit seinem mittlerweile verstorbenen Vater Herbert den zweiten Preis bei „Vertell doch mal” gewonnen. Beim Plattdeutsch seiner diesjährigen Geschichte haben ihm seine Mutter und seine Schwiegermutter unter die Arme gegriffen. Er macht gern Musik und versucht sich seit einiger Zeit auch beim Gärtnern. Holger Wittschen ist zum insgesamt vierten Mal mit einer Geschichte im Buch dabei.
Gelesen wurde die Geschichte von Ohnsorg-Schauspieler Marco Reimers.
Vierter Preis für Martha-Luise Lessing aus Trappenkamp in Schleswig-Holstein für „1962" (Thema: die Sturmflut in Hamburg).
Zum dritten Mal ist Martha-Luise Lessing im „Vertell doch mal“-Buch. Physikerin, freiberufliche EDV-Fachkraft, Lehrerin in der Erwachsenenbildung, Verlegerin und Dichterin – die 58-Jährige übt diese Berufe alle parallel aus. Beim Beruf „Dichterin” ist sie auch sehr erfolgreich: zwei Freudenthal-Preise, ein gewonnener „Vertell doch mal”-Wettbewerb 2010 und der „Klaus-Groth-Preis“ 2019. Ihre plattdeutschen Texte erscheinen meist in ihrem eigenen „Marless-Verlag”, vieles findet man auch auf den Internetseiten „numanto.de”, „vertelln.de” und „plattpartu.de” - alles Portale, die sie selbst betreibt. Freizeit ist bei ihr von Arbeit nicht zu unterscheiden, da sie quasi immer in einem ihrer Berufe zu tun hat.
Gelesen wurde diese Geschichte von Ohnsorg-Schauspieler Markus Gillich.
Fünfter Preis für Regine Wroblewski aus Oldenburg in Holstein für „De annere Siet” (Thema: die Geburt aus der Sicht des Geborenen).
Die zahnmedizinische Fachangestellte Regine Wroblewski lebt im schleswig-holsteinischen Oldenburg. Seit 2014 hat es die Mutter von fünf Kindern zum dritten Mal ins „Vertell doch mal“-Buch geschafft. Die 55-Jährige ehrenamtliche Spielleiterin und Regisseurin einer niederdeutschen Amateurbühne hat neben Sketchen und Kurzspielen auch sechs abendfüllende Mehrakter verfasst. 2019 erschien ihr hochdeutscher Roman „Der tröstende Duft von Rosinenschnecken“. Für weitere Hobbys ist seit Eröffnung eines Lesecafés allerdings wenig Zeit.
Die Geschichte wurde gelesen von Ohnsorg-Schauspielerin Rabea Lübbe.
Der „Ünner-18-Pries“ schließlich ging an Ronja Sievertsen aus Viöl (Kreis Nordfriesland) für „Dat Leven fangt erst richtig an“. In ihrer Geschichte beschreibt die Schülerin anschaulich und stellvertretend für viele Jugendliche aus ihrer Generation, welche Auswirkungen Corona auf ihr Leben hatte. Die Nordfriesin spielt nicht nur bei der mehrfach ausgezeichneten plattdeutschen Theatergruppe „Junge Lüüd ut Löwenstedt“ mit, sondern engagiert sich darüber hinaus bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Bavento sünd hier as "mang de besten" mit afdruckt:
Christian Becker: De Schatz
Johannes Carls: Jamal
Harry Carstensen: Wat mutt, dat utt, - dat mutt, - dat mutt!
Gisleia Simone Devantier Blank: Dai Blaume
Heinz Evers: Doch nich to Enn!
Christine Glenewinkel: Vundaag
Bernd Grossmann: Trüch in't Leven
Claus Günther: Opkloort
Erik Herrmann: Steffen sien nieget Läwen
Silke Jahn: Speelt is speelt
Rolf Kliemann: Bioloogsch Öller
Marie Sophie Koop: Rosa Hanschen
Martina Krohm: Morituri
Andreas Lausen: OEwer un ünner de Eer
Wilko Lücht: Dat Vitaaltonikum
Uwe M. Nissen: Nix schenkt krägen?
Birgit Ruthenberg: Totem
Christa Walter: Dat heel lüttje anner Leven
Jürgen Weemeyer: Dat Leven leven
Hans Wilkens: Friedolin - dat Swien
Regine Wroblewski: De anner Siet
ISBN 978-3-96717-091-7
Husum: Husum Verlag: 2022, 108 S.