Heiko Thomsen widmet sich in diesem Band den beiden Schriftstellern, deren Weg sich - wenn auch mit beträchtlichem zeitlichem Abstand - in Tellingstedt kreuzen. Im Kern geht es um Schmidts Erzählung "Die lange Grete" (1955) und um Groths Vertellen "Min Jungsparadies" (1871). Es wird erörtert, ob Arno Schmidt ein Dieb ist; die drei (!) niederdeutschen Übersetzungen von "Die lange Grete" werden nebeneinandergestellt, an Beispielen werden gelungene und weniger gelungene übersetzungsbeispiele herausgegriffen, wobei Thomsen, was ihn auszeichnet, die regionalen Dialekte der Übersetzer vollkommen respektiert (und nicht etwa einfach das ostfriesische Platt, weil weiter vom Hochdeutschen entfernt, als das bessere darstellt).
Bahnbrechend ist Thomsens neue Missingsch-Schreibung, die trotz zahlreicher Eigenheiten - oder vielleicht gerade wegen dieser - hervorragend lesbar ist. So wird aus Groths "Min Jungsparadies" auf Missingsch "Mein Junk'sParadieß" - das ist kein Junkfood, sondern toternstes Sprachexperiment (mit Ogenplieren).
Thomsen setzt sich differenziert mit Schmidts Vorbehalten gegenüber dem Niederdeutschen auseinander - und bietet abschließend eine parodierende "Romanvariante" sowie eine urkomische lyrische Variation von "Matten Haas".
Inhalt:
Vorwort
"Die lange Grete" - plattgemacht! Zur Übersetzung der "Langen Grete" ins Niederdeutsche
Dor büst platt" Zu den Übersetzungen der "Langen Grete" ins Niederdeutsche
"Reduzierung = Kondensierung = Dehydrierung" - Arno Schmidt als postmoderner Meisterdieb und posthumer Aufpolierer plattdeutsche Literatur?
Klaus Groth: Mein Junk'sParadies. Eine KindHaid in TellinskS=tedt. Verschmi(d)tzt übersetzt
Kein Paradies für ale Männer
Zehn Jahre später. Oder: Wie es nach dem Groth-Jahr weiterging
Das fängt ja gut an! "Lütt Matten"-Mimikry zum Mitraten
mütt laten
Nachweise
Klammerheftung, 21 x 14,5 cm (Hööchd x Breed)
ISSN 0170-7557
Edition Molenkieker, Februar 2023, 112 S.